Gelesen & notiert: NAKOS INFO 104.2010
NAKOS INFO | Dezember 2010
NAKOS_INFO104.pdf — pdf, 2,1 MB
- 19–22: Aktuelle Herausforderungen für die (Weiter)Entwicklung der Selbsthilfe und der Selbsthilfeunterstützung. Worüber nachgedacht, was diskutiert und gestärkt werden sollte | Wolfgang Thiel
“Herausforderung. Wird „die Selbsthilfe“ als Auffangbecken für andere Problembetroffene im Versorgungssystem missbraucht? Für die gesundheitsbezogene Selbsthilfe gibt es ein „In-Betriebnahme-Problem“: Sie wird für Aufgaben „abgerufen“ (etwa in der Schule zur Drogenprävention, im Krankenhaus zur Operationsvorbereitung usw.); Menschen werden von anderen Professionellen und Versorgungseinrichtungen zur Betreuung gleichsam in die Selbsthilfe „überwiesen“. Ein Problem ist, dass es gerade dafür spezielle Fördergelder geben mag. Die gestiegene Anerkennung der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe hat zu einer größeren Bedeutung, aber auch zu einem enormen Aufgabenzuwachs mit der Gefahr von (Selbst)Überforderung geführt. Wie können Aufgaben zurückgewiesen werden, die eigentlich von professionellen und bezahlten Fachkräften erbracht werden müssen? Was kann in Selbstverständnis und Außendarstellung dafür getan werden, dass es zu einer wirklich angemessenen Zusammenarbeit von Selbsthilfe und professioneller Versorgung kommt, die berücksichtigt, dass Selbsthilfeengagierte „Problembetroffene“ sind, also mit persönlichen Einschränkungen leben, und ehrenamtlich und unentgeltlich aktiv sind?” (19)
“Herausforderung. Sollen und können von der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe „Dienstleistungen“ für andere angeboten werden? „Gefördert“ wird damit ein Selbsthilfe-Konsum, also ein Verhalten, Angebote zu nutzen, sich aber nicht aktiv einzubringen. Verstärkt wird dadurch die Überforderungsgefahr. Auch entsteht ein Qualifizierungs- und Professionalisierungsdruck.” (20)
“Herausforderung. Wie können die unterschiedlichen Sprachen und Handlungslogiken in Teilen des bürgerschaftlichen Engagements und in der Selbsthilfe miteinander kompatibel gemacht bzw. in Beziehung gesetzt werden? Sollten systematisch gemeinsame Ziele bestimmt und gemeinsame Aktivitäten umgesetzt werden und wie kann dies geschehen? Was ist zu tun, damit willkommenes, so genanntes „uneigennütziges“ Ehrenamt und weniger willkommene, vermeintlich „eigennützige“ Selbsthilfe gesellschaftspolitisch nicht gegeneinander gestellt werden?” (21)
NAKOS INFO
Hrsg.: NAKOS. Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen
Redaktion: Wolfgang Thiel, Gabriele Krawielitzki, Michaela Nourrisson, Ruth Pons
www.nakos.de
-jor.
Stichworte: Bürgerschaftliches Engagement, Burnout, Grenzüberschreitungen, NAKOS INFO, Rahmenbedingungen, Selbsthilfe